Schlaflosigkeit – oftmals ist eine Herzerkrankung die Ursache

Erholsamer Schlaf ist wichtig für unsere Gesundheit; mangelt es daran, wirkt sich dies häufig auf das Herz aus. Fällt es regelmäßig schwer durchzuschlafen, kann dies wiederum auch an einer nicht erkannten Herzerkrankung liegen. Mehr dazu, wie Schlaf und Herzkrankheiten zusammenhängen, erfahren Sie hier.

Alltagsstress, laute Nachbarn, Stillzeiten oder die schnarchende Partnerin bzw. der Partner – all diese Faktoren rauben Menschen häufig den Schlaf. Phasenweise vertretbar, ebnet ein dauerhaft gestörter Schlaf und der damit einhergehende Mangel an Ruhe den Weg für eine Herzerkrankung; das ist hinlänglich bekannt. Dass Symptome wie Schlafprobleme aber auch durch eine bestehende, unerkannte Herzerkrankung verursacht sein können, weniger.

Schlafmangel durch Herzschwäche

Häufige nächtliche Toilettengänge unterbrechen den Schlaf. Die möglichen Ursachen für einen gesteigerten nächtlichen Harndrang sind vielfältig, wie beispielsweise eine zu hohe Flüssigkeitszufuhr vor dem Schlafengehen oder das Trinken harntreibender Getränke. Tritt dieses Symptom jedoch häufiger auf oder zusammen mit tagsüber geschwollenen Beinen, dann könnte eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) dahinterstecken. Diese ist häufig die Folge einer bereits vorliegenden Koronaren Herzkrankheit (KHK) oder eines Bluthochdrucks (Hypertonie); beide Erkrankungen verursachen zunächst nicht unbedingt Beschwerden und sind daher vielleicht auch noch nicht bekannt.

Bei einer KHK kommt es dazu, dass der Herzmuskel weniger gut durchblutet wird und dadurch zu schwach ist, eine effektive Blutzirkulation aufrechtzuerhalten. Ist ein Herzinfarkt vorangegangenen, sorgt die Vernarbung des Herzmuskels dafür, dass die Herzmuskelzellen weniger beweglich sind. In der Folge verliert das Herz an Pumpkraft.

Diese Schwäche kann sowohl die rechte wie auch die linke Herzseite aber auch beide Seiten gleichzeitig betreffen Je nachdem, welche Seite betroffen ist, äußern sich die Symptome anders.

Nächtliche Toilettengänge bei Rechtsherzschwäche

Bei einer Rechtsherzinsuffizienz, staut sich das Blut in den Beinvenen – den Blutgefäßen, die das Blut vom Körper in Richtung Herz führen. Durch die so prall gefüllten Venen dringt dann Flüssigkeit in das umliegende Gewebe und lässt die Beine anschwellen (Ödeme). Nachts, wenn die Beine im Liegen eine horizontale Position einnehmen und damit entlastet sind, fließt die Flüssigkeit zurück in die Gefäße und erreicht die Blase. Dies verursacht nächtlichen Harndrang (Nykturie), der den Schlaf stört – vor allem, wenn das Bad häufiger aufgesucht werden muss.

Linksherzschwäche diktiert Liegeposition

Ist die linke Herzseite von der Insuffizienz betroffen, staut sich das Blut in den Lungengefäßen und verursacht so Atemnot (Dyspnoe), vor allem bei Anstrengung. Jedoch kann Atemnot auch auf Übergewicht, einen unzureichenden Trainingszustand oder beispielsweise auf eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) zurückzuführen sein und so bei den Betroffenen eventuell das Vorliegen einer Herzinsuffizienz verschleiern.
Kommt es dagegen nachts dazu, dass Betroffene sich häufig im Bett wenden oder das Gefühl haben, den Oberkörper hoch lagern zu müssen, um ohne Husten, Schmerzen und Atemnot schlafen zu können, ist es ratsam, die ärztliche Praxis aufzusuchen, denn: Während das gesunde Herz im Liegen auf den stärkeren Blutzustrom aus dem Körper eingestellt ist, stellt dies für die linke Seite des herzinsuffizienten Herzens, die das Blut in den Körperkreislauf pumpt, eine Belastung dar. Diese ist umso größer, wenn der betroffene Mensch auf der linken Körperseite liegt. Für eine ruhigere Nacht empfiehlt sich daher das Liegen auf der rechten Körperseite.

Obstruktive Schlafapnoe unterbricht Schlafphasen

Menschen mit einer Herzinsuffizienz erleben oft auch Atemstörungen in der Nacht, sogenannte Schlafapnoen – dabei ist die obstruktive Schlafapnoe die häufigste Form. Charakteristisch sind hier Schnarchen und nächtliche Mundatmung. Im Laufe der Nacht verengt sich der Rachenraum wiederholt, was eine ausreichende Sauerstoffversorgung in diesen Zeiträumen nicht mehr möglich macht. Der Sauerstoffmangel im Gehirn löst eine Stressreaktion mit Hormonausschüttung aus, wodurch der Schlaf mehrmals pro Nacht gestört wird. Die Mundatmung trocknet zudem die Schleimhäute aus und provoziert so nächtliche Hustenanfälle. Diese regelmäßigen Unterbrechungen der Nachtruhe begünstigen, dass sich ein Bluthochdruck (Hypertonie) entwickelt.

Herzklappenerkrankung – Grund für Schlaflosigkeit?

Andere Herzerkrankungen, die für eine gestörte Nachtruhe sorgen können, sind verschiedene Herzklappendefekte, wie eine Verengung (Stenose) oder Undichtigkeit (Insuffizienz) der Aorten- oder Mitralklappen. Sind diese Erkrankungen fortgeschritten, kann es bereits im Liegen zu Atemnot oder Reizhusten kommen – beides Störfaktoren für einen gesunden Schlaf.
Ist beispielsweise eine Mitralklappeninsuffizienz diagnostiziert worden, lässt sich diese im Rahmen eines minimalinvasiven Eingriffs mit dem MitraClip™ behandeln. Dabei handelt es sich um eine Klammer, die mittels eines Katheters über die Beinvene von der Leiste aus bis zum rechten Vorhof und durch die Herzscheidewand bis zum linken Vorhof vorgeschoben wird. Hier unterstützt der MitraClip™ die erkrankte Herzklappe, indem er die Segelklappen zusammenführt, sodass die Klappe wieder dicht schließt. Mit diesem schonenden Eingriff könnten sich Schlafstörungen positiv beeinflussen lassen.
Ist die Aortenklappe verengt (Aortenklappenstenose), lässt sich diese durch ein schonendes, minimal-invasives Verfahren ersetzen. Das TAVI-Verfahren (transcatheter aortic valve implantation, zu Deutsch: Transkatheter-Aortenklappenimplantation) eignet sich für Menschen, die

  • mit Begleiterkrankungen leben,
  • ein mittleres bis hohes Operationsrisiko haben,
  • fortgeschrittenen Alters oder
  • gebrechlich sind.

Bei diesem Verfahren tauscht die Chirurgin oder der Chirurg die defekte Aortenklappe nicht aus, sondern verdrängt sie durch eine in einem feinen röhrenförmigen Metallgeflecht zusammengefaltete, aus tierischem Gewebe bestehende biologische Aortenklappe (wie beispielsweise die Navitor™-Klappe). Diese wird mittels eines Katheters über die Leistenarterie in das Herz bis zur defekten Aortenklappe vorgeschoben. Sobald die neue Aortenklappe richtig positioniert ist, übernimmt sie sofort die Funktion der alten. Oft lassen die Symptome nach dem Eingriff nach, sodass sich auch die Schlafstörungen bessern können.

 

SYMPTOM CHECK

Wie geht es Ihnen? Finden Sie es jetzt heraus!

MEHR

DOWNLOADS

Hier können Sie weitere Materialien herunterladen.

MEHR

Angina pectoris – lässt nachts aufschrecken

Bluthochdruck – der lange symptomlos bleiben kann – schädigt auf Dauer die Blutgefäße im Körper und in den Organen. Um sich dem auf Dauer hohen Blutdruck anzupassen, verdickt sich der Muskel der linken Herzkammer, indem er neues Bindegewebe und neue Herzmuskelzellen (Hypertrophie) ausbildet. Dadurch versteift das Herz und wird so in seiner Beweglichkeit und damit in seiner Pumpaktion behindert. Zu einem Gefühl der Herzenge (Angina pectoris) kommt es, wenn sich die Blutgefäße, die den Muskel mit Sauerstoff versorgen, nicht im gleichen Maße ausbilden wie der Herzmuskel wächst und zusätzlich noch hier verlaufende Arterien verengt sind. Tritt dieser stechende und beklemmende Schmerz nicht nur tagsüber, sondern auch nachts im Liegen auf, kann dies die Nachtruhe stören.

Schlafstörungen ärztlich abklären

Erholsamer Schlaf ist wichtig für die Herzgesundheit. Ist diese jedoch bereits in Mitleidenschaft gezogen, kann ein erkranktes Herz wiederum ursächlich für Ein- und Durchschlafprobleme sein und das Herz weiter schädigen. Zwar können nächtlicher Harndrang, Hustenanfälle oder Atemnot aus verschiedenen Gründen auftreten, stören sie jedoch regelmäßig die Nachtruhe, sollte dies von einer Ärztin oder einem Arzt untersucht werden.

Symptom-Check als Selbsttest

Mit dem praktischen Symptom-Check können Sie schnell testen, ob bei Ihnen Beschwerden und Einschränkungen vorliegen, die auf eine Herzschwäche hinweisen. Mit Hilfe von insgesamt 12 Fragen erstellt der Symptom-Check ein individuelles Gesundheitsprofil für Sie, das Sie auch ausdrucken und zum nächsten Praxisbesuch mitbringen können.

Weitere Themen

WASSER IN DEN BEINEN?
DAS KANN DAHINTERSTECKEN.

HERZSCHWÄCHE UND BERUF:
SO KLAPPT DIE WIEDEREINGLIEDERUNG

DIAGNOSE HERZINSUFFIZIENZ:
DAS MÜSSEN SIE JETZT WISSEN