Diagnose Herzinsuffizienz: Das müssen Sie jetzt wissen

Wenn die Diagnose Herzinsuffizienz (Herzschwäche) gestellt, kann das Ängste auslösen und vor allem viele Fragen aufwerfen. Mit welchem Krankheitsverlauf ist zu rechnen? Was muss ich im Alltag beachten? Darf ich überhaupt noch Auto fahren? Unser Beitrag gibt Antworten.

Wie entsteht eigentlich eine Herzinsuffizienz?

Eine Herzinsuffizienz (HI) kann aus verschiedenen Grunderkrankungen resultieren. Liegt zum Beispiel eine koronare Herzkrankheit (KHK) vor, also eine Verengung der Herzkranzgefäße, so kann die mangelhafte Durchblutung des Herzens und damit die schlechtere Versorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff die Pumpkraft herabsetzen. Weitere häufige Ursachen für eine Herzschwäche können ein erlittener Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien), Herzklappenerkrankungen (Herzklappeninsuffizienz, Herzklappenstenosen), Bluthochdruck (Hypertonie) oder auch eine Zuckererkrankung (Diabetes mellitus) sein. Dauerhafte psychische Belastungen und Stress können sich ebenfalls langfristig negativ auf Ihr Herz auswirken.

Wie wird die Herzschwäche behandelt?

Weil die Herzschwäche meist als Folge einer anderen Grunderkrankung auftritt, ist es sehr wichtig, auch diese zu behandeln. Ist zum Beispiel starkes Übergewicht (Adipositas) der Auslöser, ist eine Gewichtsabnahme unabdingbar. Liegen Herzrhythmusstörungen vor, sollten auch diese abgeklärt und behandelt werden. Zur unterstützenden medikamentösen Therapie der Herzinsuffizienz können beispielsweise Beta-Blocker, ACE-Hemmer und Diuretika eingesetzt werden, die das Herz entlasten und die Beschwerden lindern. Um die Lebensqualität zu verbessern oder zumindest zu erhalten, empfiehlt sich auch die Ausübung leichter sportlicher Tätigkeiten oder die gezielte Teilnahme an Herzsport-Programmen. Denn ein angepasstes Ausdauer- und Muskeltraining kann die körperliche Belastbarkeit auch bei einer Herzschwäche erhöhen.

Ist eine Herzschwäche heilbar?

Nein, komplett heilbar ist eine Herzinsuffizienz leider nicht. Durch eine Behandlung der Grunderkrankung, eine Anpassung der Lebensweise und gezielte Therapie lässt sich aber das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Besonders wichtig ist dabei, dass Sie die ärztlich verschriebenen Medikamente gegen Ihre Herzinsuffizienz regelmäßig einnehmen. So haben Sie gute Chancen, möglichst lange fit zu bleiben.

Muss ich wirklich mit dem Rauchen aufhören?

Hier lautet die Antwort eindeutig Ja. Studien beweisen, dass Nikotinverzicht eine der wirksamsten Maßnahmen gegen eine Verschlechterung der Herzschwäche ist. Zur Verdeutlichung: Zwei Jahren nach dem Rauchstopp war der Krankheitsverlauf von ehemaligen Rauchern bereits ebenso günstig wie der von Patienten, die noch nie zuvor geraucht hatten. Rauchen stellt bei einer vorhandenen Herzschwäche, die mit einer Sauerstoffunterversorgung im Körper einhergeht, eine große Belastung dar. Denn das im Rauch enthaltene Kohlenmonoxid bindet sich so fest an die roten Blutkörperchen, dass sie nicht mehr genug Sauerstoff aufnehmen und in den Körper transportieren können. Symptome der Herzschwäche wie Atemnot und Müdigkeit werden durch das Rauchen deshalb noch verstärkt. Darüber hinaus greift Rauchen auch die Gefäßwände an und erleichtert so die Anlagerung von Fetten und Kalk an den Gefäßwänden, die dadurch verengt werden. Als Folge verschlimmert sich die Herzschwäche und das Risiko für einen Herzinfarkt steigt.

Und was ist mit E-Zigaretten?

In den letzten Jahren sind E-Zigaretten als vermeintlich „gesündere“ Variante des Rauchens auf dem Vormarsch. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft allerdings auch E-Zigaretten als gesundheitsschädlich ein. Studien zeigen, dass sie den Blutdruck und die Herzfrequenz erhöhen und zum Versteifen der Arterien beitragen. Damit steigern auch sie das Risiko für Thrombosen, Gefäßverengungen und dadurch bedingte Herzinfarkte. Vor allem, wenn Nikotin im Spiel ist und ein sogenanntes Pod-System genutzt wird, sind E-Zigaretten laut neuester Studien aus den USA genauso gefährlich fürs Herz wie klassische Zigaretten und deshalb leider keine Alternative.

Darf ich bei Herzschwäche noch Auto fahren?

Hier gibt es keine eindeutige Antwort, denn das hängt unter anderem von Ihren Symptomen ab. Eine Herzschwäche kann Atemnot, Schwindel, Konzentrationsprobleme oder Herzrhythmusstörungen hervorrufen, so dass die Frage nach der Sicherheit im Straßenverkehr sorgfältig betrachtet werden muss. Ihre Fahrtüchtigkeit sollte deshalb ärztlich abgeklärt werden. Haben Sie keine oder wenige Beschwerden, hat Ihr Herz noch eine gute Pumpleistung und nehmen Sie regelmäßig Ihre Medikamente ein, so ist Auto fahren meist kein Problem – auch beruflich. Treten Beschwerden regelmäßig und auch in Ruhe auf, dürfen Sie nicht mehr als Fahrer ins Auto steigen, um sich selbst und andere Teilnehmer im Straßenverkehr nicht zu gefährden. Falls Sie einen ICD (engl. implantable cardioverter defibrillator; einen eingebauten Defibrillator), dürfen Sie nicht mehr als Berufskraftfahrer tätig sein. Privat müssen Sie darauf achten, dass Sie nach dem Einsetzen des ICD, nach einem Stromstoß oder einem Aggregatwechsel eine Erholungsphase von zwei bis zwölf Wochen einhalten, bevor Sie sich wieder hinters Steuer setzen.

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Muss ich auf meine Ernährung achten?

Im Grunde gilt für Herzkranke das Gleiche wie für Gesunde auch: Die Ernährung sollte ausgewogen sein, mit viel frischem Gemüse und Obst, hochwertigen Fetten und Ölen und möglichst wenig Fleisch und Fertigprodukten. Der Salz- und Alkoholkonsum sollte an die Beschwerden angepasst sein. Wenn Sie neben der Herzschwäche nicht an weiteren Beschwerden leiden, dann gelten für Sie die gleichen Empfehlungen zum Alkoholkonsum wie für Gesunde: Für Männer höchstens ein Glas Wein (230 Milliliter) oder Bier (500 Milliliter) am Tag, für die Frauen die Hälfte. Das gilt nicht, wenn die Herzschwäche durch zu hohen Alkoholkonsum hervorgerufen wurde oder wenn Sie einmal von Alkohol abhängig waren: Dann sollten Sie selbstverständlich keinen Alkohol trinken. Die Trinkmenge an Wasser richtet sich nach den Beschwerden. Ein zu wenig an Trinkwasser kann Verwirrtheit, Stürze und einen höheren Herzschlag bedingen sowie die Nieren in ihrer Funktion beeinträchtigen. Führen aber vorhandene Wassereinlagerungen zu starken Beschwerden wie Bluthochdruck und Atemnot, kann es sinnvoll sein, die Trinkmenge zeitweise zu verringern. Ihr Arzt ist der richtige Ansprechpartner, um Sie hier zu beraten.

Sollte ich Nahrungsergänzungsmittel einnehmen?

Patienten mit Herzschwäche nehmen meist drei bis vier Medikamente ein, daher raten Experten allgemein davon ab, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Studien zeigen, dass es umso schwerer wird, die Mittel richtig einzunehmen, je mehr Wirkstoffe eingenommen werden. Mit einer herzgesunden Ernährung können Sie außerdem sicherstellen, dass Sie alle wichtigen Mineralstoffe, Vitamine und essentielle Fettsäuren wie Omega-3 zu sich nehmen.

Verändert die Herzschwäche mein Liebesleben?

Grundsätzlich ist natürlich auch mit einer Herzerkrankung nichts gegen ein aktives Liebesleben einzuwenden. Ein paar Dinge sollten Sie allerdings beachten: Leiden Sie an schweren Symptomen, dann sollten Sie solange auf sexuelle Aktivität verzichten, bis sich Ihr Zustand entsprechend stabilisiert hat. Wenn Sie aber zum Beispiel zwei Stockwerke hochlaufen können, ohne in Atemnot zu geraten oder Schmerzen in der Brust zu spüren, sollte auch Ihr Liebesleben kaum eingeschränkt werden müssen. Sprechen Sie im Zweifelsfall mit Ihrem Arzt darüber und beziehen Sie auch Ihren Partner oder Ihre Partnerin vertrauensvoll mit ein. Das kann dabei helfen, den Leistungsdruck zu mindern und Enttäuschungen vorzubeugen – denn Scham ist hier unbegründet, und Ihre Gesundheit sollte im Vordergrund stehen. Wie auch bei vielen anderen Gelegenheiten kann es helfen, „einen Gang herunterzuschalten“ und die Umstände an die Herzschwäche anzupassen, indem man sich zum Beispiel viel Zeit fürs Vorspiel nimmt und auf eine bequeme Position achtet.

Welchen Einfluss hat meine Herzschwäche auf eine Schwangerschaft?

Die meisten Frauen mit einer Herzinsuffizienz haben gute Chancen auf eine gesunde Schwangerschaft und eine normale Geburt. Allerdings besteht ein etwas höheres Risiko für Krämpfe, vorzeitige Wehen oder Blutungen nach der Geburt. Daher ist es sinnvoll, eine geplante Schwangerschaft vorab mit Ihrem behandelnden Gynäkologen und Ihrem Kardiologen abzustimmen, um die persönlichen Risiken abzuschätzen. Durch das höhere Körpergewicht und die größere Blutmenge während der Schwangerschaft erhöht sich der Blutdruck der werdenden Mutter, und das Herz muss selbst in Ruhe mehr leisten, um Mutter und Kind ausreichend zu versorgen. Eine Schwangerschaft sollte deshalb bei einer vorliegenden Herzerkrankung immer von einer regelmäßigen ärztlichen Kontrolle durch den Gynäkologen und Kardiologen begleitet werden.

Auf was muss ich bei der Verhütung achten?

Frauen mit Herzfehlern oder einer Herzschwäche sollten sich auf jeden Fall von ihrem Gynäkologen zu der für sie geeigneten Verhütungsmaßnahme beraten lassen, da es vor allem im Bereich der hormonellen Kontrazeption Verhütungsmittel gibt, die nicht in Frage kommen.

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