Aktuelle Behandlungstrends bei Herzschwäche

Herzmedikamente gibt es viele, doch welche entsprechen dem aktuellen Behandlungsstandard und welche neuen Entwicklungen gibt es bei der Therapie der Herzschwäche (Herzinsuffizienz)? Hier finden Sie die Antworten!

Auf das Herz wirkende Arzneimittel werden bereits seit Jahrtausenden eingesetzt. Beispielsweise verwendeten bereits die Ägypter seit mindestens 1550 vor Christus die Meerzwiebel, ein im Mittelmeerraum heimisches Liliengewächs, um Wassereinlagerungen (Ödemen) zu behandeln, wie sie typischerweise bei einer Herzinsuffizienz auftreten. Die moderne Herzinsuffizienz-Therapie begann jedoch erst im 18. Jahrhundert mit der Entdeckung, dass Fingerhut herzaktiv wirkt, und auch heute noch gibt es Herzmedikamente, die auf den Wirkstoffen aus dieser Pflanze beruhen.

Seitdem hat sich die Palette an Herzmedikamenten vervielfacht, doch nicht alle Wirkstoffe sind für jeden Herzinsuffizienz-Patienten empfehlenswert. Der aktuelle Behandlungsstandard ist eine Stufentherapie nach dem folgenden Schema:

  1. Menschen, bei denen eine Herzschwäche Beschwerden verursacht (symptomatische Herzinsuffizienz) erhalten meist zuerst einen ACE-Hemmer (bei Unverträglichkeit einen Angiotensin-Rezeptorblocker), um den Blutdruck zu senken und so das Herz zu entlasten. Außerdem verschreibt der Arzt in der Regel einen Beta-Blocker, der das Herz vor Stresshormonen wie Adrenalin schützt. Bei Bedarf wird die Behandlung durch harntreibende Mittel (Diuretika) ergänzt, die Wassereinlagerungen ausschwemmen. Meist wird Ihnen Ihr Arzt zu Beginn eine niedrige Dosis der Medikamente verschreiben und diese dann schrittweise erhöhen, bis die Symptome verschwunden sind.
  2. Falls die Herzinsuffizienz-Symptome fortbestehen, wird die Therapie um einen sogenannten Aldosteron-Antagonisten (auch Mineralokortikoidrezeptor-Antagonist genannt) ergänzt, welcher im Gegensatz zu anderen Diuretika nicht nur entwässernd, sondern auch lebensverlängernd wirkt.
  3. Bringt auch diese Behandlung keine ausreichende Linderung der Symptome, hängt die weitere Behandlung von verschiedenen Faktoren ab. Eine Möglichkeit ist, den ACE-Hemmer durch einen kombinierten Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor (ARNI) zu ersetzen. Menschen, deren beide Herzhälften nicht im Gleichtakt schlagen, kann der Arzt zu einer kardialen Resynchronisationstherapie (CRT) raten. Hierbei wird eine bestimmte Art von Herzschrittmacher eingesetzt, der die beiden Herzhälften wieder gleichzeitig schlagen lässt. Bei Menschen mit zu schnellem Herzschlag (Ruhepuls von mehr als 70 Schlägen pro Minute) ist der If-Kanalblocker Ivabradin empfehlenswert.
  4. Weitere Therapieoptionen sind beispielsweise Herzglykoside wie Digitoxin oder Digoxin, die aus dem Fingerhut (Digitalis) gewonnen werden. Herzglykoside verlangsamen bei zu hohem Puls den Herzschlag und wirken Herzrhythmusstörungen entgegen. Andere Behandlungsmöglichkeiten wie Herzunterstützungssysteme (oft vereinfacht „Kunstherz“ genannt) oder eine Herztransplantation können bei fortgeschrittener Erkrankung zum Einsatz kommen.

Ihr Arzt ist Ihr bester Ansprechpartner, wenn Sie mehr über Ihre Herzinsuffizienz-Therapie erfahren möchten. Falls Sie trotz Ihrer Herzmedikamente weiterhin Herzinsuffizienz-Beschwerden haben oder die Medikamente Nebenwirkungen verursachen, sprechen Sie Ihren Arzt darauf an, damit er die Therapie entsprechend anpassen kann.

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Neue Entwicklungen in der Herzinsuffizienz-Therapie

Erst seit einigen Jahren ist bekannt, wie komplex das Zusammenspiel zwischen Herzinsuffizienz und bestimmten Erkrankungen bzw. Funktionseinschränkungen der Herzklappen ist. Hierbei sind insbesondere die Undichtigkeit der Mitralklappe (Mediziner sprechen in diesem Fall von einer Mitralinsuffizienz) und der Trikuspidalklappe in den Fokus gerückt. Seit kürzlich die COAPT™-Studie belegen konnte, dass die Reparatur einer undichten Mitralklappe nicht nur die Herzinsuffizienz-Symptome von Betroffenen lindern, sondern auch die Sterblichkeit verringern kann, ist klar, wie wichtig gut funktionierende Klappen für die Pumpfunktion des Herzens sind.

Grundsätzlich lassen sich undichte Herzklappen entweder chirurgisch während einer Operation reparieren (oder ganz austauschen), oder der Arzt führt einen minimalinvasiven, Katheterc-basierten Eingriff durch, bei dem die undichte Klappe mit einer Art Wäscheklammer versehen wird (sogenannte perkutane Klappenreparatur, auch Clipping genannt). Diese Behandlungsmöglichkeit ist für die Mitralklappe bereits seit mehr als 10 Jahren etabliert, für die Trikuspidalklappe gibt es dagegen bislang noch kein Routine-Verfahren. Das könnte sich aber bald ändern, denn zahlreiche Medizinprodukte-Hersteller arbeiten bereits an entsprechenden Implantationssystemen.

Wie Sie zum Erfolg der Therapie beitragen können

Neben der medikamentösen und der (minimal)invasiven Therapie können auch Sie selbst einen wesentlichen Teil zur Behandlung Ihrer Herzinsuffizienz beitragen, denn eine ganzheitliche Therapie umfasst auch eine herzgesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung. Während früher Herzinsuffizienz-Patienten Schonung oder gar strikte Bettruhe verordnet wurde, gilt heute das Gegenteil: Ein aktiver Lebensstil trainiert das Herz und verbessert die Leistungsfähigkeit, daher sollten Sie versuchen, mehr Bewegung in Ihren Alltag zu integrieren, beispielsweise durch Treppensteigen, Spazierengehen oder Arbeiten im Garten oder Haushalt. Außerdem ist es empfehlenswert, mehrmals pro Woche Sport zu treiben – am besten unter ärztlicher Aufsicht, beispielsweise in einer Herzgruppe.

Darüber hinaus ist es für den Therapierfolg entscheidend, dass Sie die vom Arzt verordneten Arzneimittel regelmäßig und richtig einnehmen, denn nur so können die Medikamente optimal wirken. Wenn Sie ein Gewichtstagebuch führen, lassen sich mögliche Wassereinlagerungen schnell erkennen und Ihr Arzt kann die Therapie entsprechend anpassen. Wichtig ist auch, dass Sie regelmäßig zu den vereinbarten Arztterminen gehen und alle Probleme und Fragen, die Sie zu Ihrer Behandlung haben, offen ansprechen.

  • Quellen

    Autorin: Annukka Aho-Ritter, medproduction GmbH, www.medproduction.de

    Datum: April 2019

    Quellen:

    Rietbrock N. Wandlungen in der Therapie der Herzinsuffizienz. Springer Fachmedien, Wiesbaden 1983.

    Ponikowski P, Voors AA, Anker SD et al. 2016 ESC Guidelines for the Diagnosis and Treatment of Acute and Chronic Heart Failure. Eur Heart J. 2016; 37(27):2129-2200.

    Laufs U, Anker SD, Baldus S et al. Pocket-Leitlinie: Herzinsuffizienz (Version 2016), Börm Bruckmeier Verlag GmbH, Grünwald.

    Nationale Versorgungsleitlinie Chronische Herzinsuffizienz – Langfassung, 2. Auflage, 2017. Version 3. Abrufbar unter:
    www.leitlinien.de/nvl/herzinsuffizienz

    Bjarnason-Wehrens B et al. Leitlinie körperliche Aktivität zur Sekundärprävention und Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen. Clin Res Cardiol 2009; Suppl 4:1-44.

    Stone GW, Lindenfeld J, Abraham WT et al. Transcatheter Mitral-Valve Repair in Patients with Heart Failure. N Engl J Med. 2018; 379(24):2307-2318.


    9-GE-5-12272-02 04-2021

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