Herzmedizin: Häufige Patientenfragen

 

Ein Großteil Ihrer Fragen wurden beantwortet von: Prof. Dr. med. Helge Möllmann, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I St. Johannes Hospital Dortmund

  • Lässt sich eine Herzklappe heutzutage auch mithilfe eines Katheters ersetzen?

    Kathetergestützte Eingriffe an defekten Herzklappen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Besonders bei Funktionsstörungen der Aortenklappe wie zum Beispiel einer Verengung (Stenose) oder seltener einer Undichtigkeit (Insuffizienz) kommen derartige Verfahren nach aktuellen Zahlen zu fast 50 Prozent zum Einsatz. Auch zur Behandlung einer Mitralklappeninsuffizienz steht heutzutage ein minimalinvasives Verfahren zur Verfügung.

    Der sogenannte MitraClip™ hält die Klappensegel wie eine Klammer zusammen und vermindert somit die Undichtigkeit. Auch teilweise angeborene Defekte der Pulmonalklappe werden heutzutage vermehrt mit katheterbasierten Methoden behandelt. Eine derartige Reparatur der Trikuspidalklappe stellt Experten bisher noch vor einige Schwierigkeiten, aber auch hier werden erste experimentelle Ansätze erprobt.

  • Welche Möglichkeiten gibt es, um eine erkrankte Herzklappe zu reparieren oder zu ersetzen?

    Zur Reparatur oder zum Ersatz einer defekten Herzklappe stehen drei Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Bei dem klassischen Klappenersatz wird die erkrankte Herzklappe chirurgisch entfernt und durch eine biologische oder mechanische Prothese ersetzt. In einigen Fällen lässt sich auch eine Reparatur durch den Chirurgen durchführen, bei der die Klappenfunktion durch spezielle chirurgische Techniken wieder hergestellt wird. Diese Methoden werden hauptsächlich in der Mitral- und Trikuspidalklappenchirurgie angewandt und können teilweise minimalinvasiv durchgeführt werden.

    Heutzutage gibt es jedoch auch die Möglichkeit der interventionellen, also gezielten und damit gewebeschonenden Behandlung. Dazu gehören zum Beispiel die Mitralklappenreparatur mithilfe des MitraClips™ oder die sogenannte TAVI, kurz für Transkatheter-Aortenklappenimplantation, bei der die neue Herzklappe minimalinvasiv durch einen Leistenkatheter oder über die Herzspitze im Herzen platziert wird.

  • Was ist ein Kunstherz?

    Die Bezeichnung Kunstherz bezieht sich in den meisten Fällen auf sogenannte künstliche Herzunterstützungssysteme. Sie kommen hauptsächlich zum Einsatz, wenn sich eine Herzschwäche nicht mehr mit Medikamenten behandeln lässt. Experten bezeichnen diese Pumpsysteme als VAD (ventricular assist device). Je nachdem in welcher Herzkammer sie platziert werden, unterscheidet der Fachmann zwischen Linksherz- (LVAD) und Rechtsherzunterstützungssystemen (RVAD).

  • Wie und wo finde ich einen guten Kardiologen?

    Auf der Suche nach einem Kardiologen empfiehlt sich zunächst die enge Rücksprache mit dem eigenen Hausarzt. Dieser betreut seine Patienten häufig über einen längeren Zeitraum und verfügt über ein entsprechendes Netzwerk von Fachärzten in der Umgebung. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich in Selbsthilfegruppen in der Region mit anderen Betroffenen auszutauschen. Auch spezialisierte Herzzentren können wertvolle Tipps geben. Auch auf unserer Website gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, Fachärzte in der Nähe zu finden.

  • Meine Mutter wird bald einer Herzklappenoperation unterzogen. Worauf sollte sie danach achten?

    In den ersten vier Wochen nach dem Eingriff sollten Betroffene sich schonen und keine anstrengenden Tätigkeiten ausüben, damit die Wunde vollständig abheilen kann. Danach gilt es, alle drei Monate einen Kontrolltermin wahrzunehmen. Später finden diese Untersuchungen je nach individuellem Gesundheitszustand rund einmal jährlich statt. Erhalten Betroffene beispielsweise einen biologischen Klappenersatz, nehmen sie anschließend drei Monate lang gerinnungshemmende Medikamente, um den reibungslosen Blutfluss zu gewährleisten. Bei einer mechanischen Klappe ist allerdings die lebenslange Einnahme dieses Medikaments notwendig.

    Unterziehen sich Herzklappenpatienten im Anschluss weiteren Eingriffen wie zum Beispiel Zahnoperationen, empfiehlt sich eine vorbeugende Einnahme von Antibiotika, um Bakterieninfektionen der Herzklappen zu verhindern.

  • Was ist eine Aortenklappenstenose und wie wird diese behandelt?

    Die Aortenklappe zwischen linker Herzkammer und Hauptschlagader besteht aus drei Segeln. Altersbedingte Verschleißerscheinungen sorgen in einigen Fällen für eine Verkalkung der Segel, sodass sich die Öffnungsfläche der Klappe verengt. Aufgrund dessen muss das Herz stärker pumpen, um den Organismus mit ausreichend Blut zu versorgen. Langfristig führt dieser erhöhte Kraftaufwand jedoch zu einer krankhaften Vergrößerung des Muskels, sodass seine Pumpleistung mit der Zeit nachlässt.

    Da sich eine Aortenklappenstenose nicht medikamentös behandeln lässt und somit kontinuierlich fortschreitet, sollten Betroffene engmaschig von ihrem behandelnden Arzt betreut und zu einem angemessenen Zeitpunkt operiert werden.

  • Welche Rolle spielen Sonden im Bereich der Herzchirurgie und wann kommen sie zum Einsatz?

    Sonden kommen immer dann zum Einsatz, wenn Herzchirurgen eine Elektrode im oder am Herzen implantieren. Dies ist zum Beispiel bei Herzschrittmachern der Fall, welche die Pumpfunktion dauerhaft unterstützen und elektrische Impulse abgeben, wenn das Herz zu langsam oder unregelmäßig schlägt. Sie werden zumeist im Unterhautfettgewebe oder unter dem Brustmuskel am Schlüsselbein platziert und sind über sehr feine Drähte, sogenannte Elektroden, mit der Sonde am Herzen verbunden.

  • Was ist eine apikale Hypokinesie?

    Eine apikale Hypokinesie beschreibt die verminderte Beweglichkeit der Herzspitze im Vergleich zum Rest des Muskels und tritt zum Beispiel nach einem Herzinfarkt auf. Dadurch gelangt weniger Blut in den Körperkreislauf und Patienten leiden häufig unter Kurzatmigkeit oder schneller Erschöpfung. Zumeist lässt sich diese Erkrankung im Rahmen einer Echokardiographie feststellen, sodass Ärzte eine individuelle Behandlung einleiten.

  • Ich leide unter einer Herzinsuffizienz. Kann mir ein Herzschrittmacher helfen?

    Ob ein Herzschrittmacher als geeignete Methode zur Behandlung einer Herzinsuffizienz infrage kommt, hängt von der Ursache der verringerten Pumpfunktion ab. Liegt diese zum Beispiel in einer Herzrhythmusstörung, besteht die Möglichkeit, dass ein Schrittmacher zu Linderung führt.

    In jedem Fall empfiehlt sich eine gründliche Untersuchung beim Kardiologen zur Diagnose der Erkrankungsursache.

  • Gibt es neben dem MitraClip™ noch andere Implantatformen zur Reparatur einer undichten Mitralklappe?

    Aktuell stellt der MitraClip™ das am häufigsten angewandte Verfahren zur interventionellen Reparatur der Mitralklappe dar. Mittlerweile wurden über 25.000 Patienten weltweit mit dieser Methode behandelt. Verschiedene Studien zeigen, dass sich die Herzschwäche bei vielen Patienten nach einem Eingriff merklich reduziert und sie belastbarer sind.

    Daneben gibt es die Möglichkeit, Betroffene mit einem speziellen Ring, dem sogenannten Cardioband, zu behandeln, bei dem der Mitralklappenring verkleinert wird und somit die Segel stabilisiert werden. Aufgrund ihrer Neuartigkeit besteht bei dieser Methode bis jetzt jedoch wenig klinische Erfahrung.

  • Wie gut ist die Prognose für eine Mitralklappenrekonstruktion mithilfe eines künstlichen Mitralrings?

    Liegt eine Insuffizienz der Mitralklappe vor, gilt der künstliche Mitralring als Standardbehandlung und weist eine gute Operationsprognose auf. Rund 90 Prozent der defekten Herzklappen lassen sich mit dieser Methode reparieren, bei der die defekten Klappensegel nach der chirurgischen Rekonstruktion stabilisiert werden. Die verbleibenden zehn Prozent sind häufig Patienten, bei denen die Mitralklappe nicht zu reparieren ist und sie daher vollständig ersetzt wird.

    Für Patienten, die nicht oder nur mit einem stark erhöhten Risiko zu operieren sind, ist der MitraClip™ eine mögliche Behandlungsoption. 

  • Gibt es einen Zusammenhang zwischen einem Tinnitus und einer Herzerkrankung?

    Darüber lässt sich keine konkrete Aussage treffen, da kein wissenschaftlicher Zusammenhang zwischen einem Tinnitus und einer Herzerkrankung besteht. Nichtsdestotrotz berichten Patienten immer wieder von derartigen Auffälligkeiten, welche sich möglicherweise darauf zurückführen lassen, dass eine Herzoperation ein einschneidendes Erlebnis darstellt, das unterbewusst mit anderen Ereignissen in Verbindung gebracht wird. 

  • Mir wurde vor einiger Zeit eine Herzklappe vom Schwein eingesetzt. Diese ist nun wieder verkalkt und ich muss mich einer erneuten Operation unterziehen. Können mir minimalinvasive Methoden helfen?

    Haben Patienten bereits einen Herzklappenersatz hinter sich und müssen sich, zum Beispiel aufgrund von Verkalkungen oder Degeneration der Klappe, einer weiteren Operation unterziehen, kommen oftmals minimalinvasive Verfahren mithilfe eines Katheters zum Einsatz. Die individuelle Behandlung hängt jedoch immer von verschiedenen Faktoren wie dem Alter oder dem Allgemeinzustand der Betroffenen ab. Minimalinvasive Verfahren werden allerdings immer häufiger angewandt.

  • Ich leide unter einer hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie, also einer Verdickung der Herzwände. Welche Behandlungen stehen mir zur Verfügung und worauf muss ich nach einem Eingriff achten?

    Patienten, die unter einer hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie leiden, zeigen häufig Symptome wie Herzrhythmusstörungen, Kurzatmigkeit oder Schwindelgefühle. Da die Verdickung des Herzmuskels eine sehr komplexe Erkrankung darstellt, sollten alle möglichen Maßnahmen genau mit dem jeweiligen Arzt abgesprochen werden. Sie reichen zum Beispiel von der medikamentösen Therapie über eine gezielte Verödung des verdickten Gewebes im Rahmen einer transkoronaren Ablation der Septumhypertrophie, kurz TASH, bis zu einer operativen Korrektur. Auch das Verhalten nach der Behandlung hängt von der individuellen Verfassung der Patienten sowie der gewählten Therapieform ab.

  • Werden die Kosten für die Rekonstuktion der Mitralklappe mit Hilfe eines MitraClip™ von den Krankenkassen übernommen?

    Die Kosten für die Behandlung einer Mitralklappeninsuffizienz mit Hilfe eines MitraClips™ werden grundsätzlich durch den jeweiligen Versicherungsträger in Deutschland getragen. Es fallen keine Extrakosten an, die von dem Patienten übernommen werden müssten.
     

    Gesetzliche Krankenversicherung

    Die Behandlung muss in einem Krankenhaus durchgeführt werden, das die Qualitätskriterien des gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) erfüllt. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ist das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung.die von dem obersten Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung in Deutschland gestellt werden.
    Um einen Arzt und/oder eine Klinik in Ihrer Umgebung zu finden, die diese Qualitätsanforderungen erfüllen, besuchen Sie die Kliniksuche.
     

    Private Krankenversicherung

    Bitte kontaktieren Sie Ihren privaten Versicherungsträger für weitere Informationen über mögliche Anforderungen bei der Arzt- und Kliniksuche.

9-GE-5-6047-02 03-2017 REV A